Wir sind perfekt füreinander. Ich bin genauso wie du. In meiner Welt.


Ich habe kürzlich einen sehr tröstlichen Gedanken in den Annahmen des Konstruktivismus gefunden. Etwas abstrahiert, natürlich.
Jeder lebt in seiner eigenen Welt. Und plötzlich scheint es so klar und verständlich, dass Dinge nicht immer laufen, wie erwünscht. Weil es eben nicht die eine Welt gibt, in der die Parameter (wofür auch immer) einmalig definiert werden, und das ist es dann.
Jeder hat seine, und das kann natürlich nicht immer perfekt ineinandergreifen.
Und umso schöner, wenn es das tut.
Und nun denke ich – okay, cool, es liegt nicht an mir.
Es liegt nur an meiner Welt.
Wie ich die Welt sehe. Wie ich denke, dass Menschen sind. Wich ich mir vorstelle, was andere Menschen denken. Wie ich nur kenne, wie ich denke.

Und auf eine für mich noch nicht ganz greifbare Weise hat diese Erkenntnis etwas Tröstliches. Es gibt da jemanden (oder sagen wir, es gibt immer mal wieder jemanden), von dem ich denke, dass wir perfekt füreinander wären.
Doch sehe ich das natürlich aus der Perspektive aus meiner Welt heraus.
Der Gedanke, dass wir nicht beide in derselben Welt leben, in der er dann eben diese vermeintlich einzige Wahrheit nicht erkennen will, ist finde ich unglaublich befreiend. Vielleicht gibt es einfach Parameter in seiner Welt, die dafür sorgen, dass das, was für mich so offensichtlich scheint, für ihn überhaupt nicht zu erkennen ist.

Ich weiß, das ist ein bisschen gemogelt. Ich gebe die Verantwortung ab. In dem Moment, wo ich mir sage, ich kann an seiner Welt nichts ändern.
Was ich aber tun kann, ist an meiner Welt zu arbeiten. Und irgendwie zeigt mir die genauere Betrachtung meiner Welt auch, was darin erheblich schief läuft. Und das sind natürlich keine Dinge, von denen ich nicht schon längst weiß.
Aber dieses neue „Welt-Bild“ lässt mich aus einer objektivieren Perspektive auf mein Selbst schauen und macht mir deutlich, wo ihre Abgründe liegen. Ohne diese direkt wieder aus sich selbst heraus zu legitimieren.
Ich sehe meine Welt von oben und kann daran arbeiten, sie weiter aufzubauen, sie schön zu machen, sie kompatibel mit anderen Welten werden zu lassen. Natürlich werden manche Abgründe niemals verschwinden. Doch ich kann Brücken über sie bauen.
In einer offenen, einladenden Welt.

Willkommen, in meiner Welt.
(Doch man trage einen Helm, an manchen Stellen ist noch Baustelle.)