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upon my poetree

Eigene Lyrik, Texte und Lieblingszitate

Monat

Oktober 2016

Schatzgräber

Ein Stück zu einer ziemlichen alten Idee, das ich aber nie vollendet hatte. Bis heute 🙂


Perfekte Momente sind wie Edelsteine.
Bin oft auf der Suche und finde keine.
Momente mit dir, sind die, die ich meine.
Oft bist du bei ihr, und ich alleine.

Doch wenn wir uns sehen, dann sammle ich.
Die Steine, Momente, für dich und für mich.
Sie aufzubewahren, ganz innerlich,
um sie zu erinnern, für mich und für dich.

Ein Blick von dir. Saphir.
Ein Blick von mir, dann siehst du ihn. Rubin.
Immer, wenn du bei mir bist. Amethyst.
Deinen Namen in die Welt geschrie’n. Aquamarin.
Hier, mit dir, jetzt gerade. Jade.

Doch zwischen den edlen Steinen
bin ich auf der Suche nach Gold,
erkenne den Wert nicht der kleinen,
hab immer schon zuviel gewollt.
Denn manche der seltenen Steine,
so sehr ich auch stets danach such,
sind ihre und werden nie meine,
das ist das Gold, das ist mein Fluch.

Tanzen im Dreivierteltakt. Smaragd.
Wir gehen Hand in Hand. Diamant.
Und dass ich deine nicht loslass. Topas.
Jeder Kuss, wie beim ersten Mal. Opal.

Liebe, bis in den Tod. Peridot.

Darjeeling

„Geht es dir gut?“, fragte sie und sah ihr zu, wie sie an ihrer Teetasse nippte. Ihr starrer Blick, ziellos auf die hölzerne Tischplatte gerichtet, regte sich nicht, als sie antwortete. Ihre Stimme klang belegt. Sie hatte heute noch nicht viel gesprochen.
„Ich weiß“, sagte sie, „dass ich nicht alleine bin.“
„Natürlich bist du nicht alleine, Liebes.“
„Und einsam doch.“ Die Worte versiegten fast noch in ihrem Hals.
„Was? Wie meinst du das? Du bist doch nicht einsam.“
„Ich bin einsam. Doch das darf niemand wissen.“ Sie schwieg kurz und nippte wieder am Tee. Ihr Blick glitt aus dem Fenster, wo der Herbst das Laub wild über die Straße trieb.
„Wie paradox“, fuhr sie fort, „eine Frage nach der Rettung aus der Einsamkeit weißt die Menschen zurück.“ Entschlossen, oder eher mit ernstem Blick sah sie plötzlich ihre Freundin an und erhob die Stimme, als sie weiter sprach:
„Stark muss ich sein. Und Glücklich. Und Zufrieden. Und eigentlich ist ja sowieso alles egal und ich bin total im Reinen mit mir und brauche niemanden, um mein persönliches Happy End zu haben – was für ein Bullshit!“ Sie knallte die Tasse aus ihren Händen auf den Tisch. „Wie kann es denn sein, dass die Devise, um auf dem Schlachtfeld namens Singlemarkt nicht als ein armer Soldat zu fallen, jene ist, jegliche Zerbrechlichkeit, Schwäche und ja, vielleicht auch Bedürftigkeit zu verbergen? Und ich sage verbergen. Denn ich kann noch so viel Yoga machen und im Moment leben – die dunklen Abgründe meiner Seele werden niemals vollends verschwinden.“ Die letzten Worte ließen sie fast verstummen. „Das weiß ich. Meine Ängste, meine Sehnsüchte, meine Fehler. Sie sind ein Teil von mir. Doch das darf niemand wissen.“
Ihre Freundin wusste nicht, was sie antworten sollte. So stand diese auf und holte einen Lappen aus der Küche. Es war etwas Tee verschüttet worden.

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