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Eigene Lyrik, Texte und Lieblingszitate

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Herbstlaub (Wiedergefundenes)

Bei Nacht

Es düstert dort draußen, im einsamen Walde.
Und Nebel zieht auf, streift über die Heide.
Das Licht, es versiegt im erdunkelnden Tal,
Nichts kann sich wehren, es gibt keine Wahl.

Es ist wie immer, die Nacht bricht herein,
Und ich sitze hier, verlassen, allein.
Ich sehe mich um, in die Gegend ich schau,
Alles verblasst und wird trist und grau.

Jetzt fühl‘ ich mich besser, einsam hier oben,
Lausche dem Wind, hör‘ die Blätter toben.
Auch Eule und Käuzchen singen ihr Lied,
Würd‘ ich es verstehen, was es mir wohl riet?

Hier ist mein Platz, hier gehöre ich hin,
Hoch auf dem Berge, vom Monde beschien‘.
Keiner der fragt und doch nicht versteht,
Der glaubt zu wissen, wie es mir geht.

Ich mag diese weite Dunkelheit,
Wie sie allem und jedem Gleichheit verleiht,
Unbarmherzig und ohne zu fragen,
Bei ihr kann ich meine Qualen ertragen.

Einsam, verlassen, dunkel und kühl,
Das ist, wie in meinem Herz ich mich fühl‘.
Denn auch in mir herrscht tiefe Nacht,
So bin ich gern hier, beschützt und bewacht.

Das Dunkel umgibt mich wie seidiges Tuch,
Nimmt mir die Angst, versteht meinen Fluch.
Ich schließe die Augen, schmiege mich ein,
träume, die Nacht würd‘ der Tag für mich sein.

Am Fenster

Wieder sitz‘ ich am Fenster, allein,
Lausche des Windes klangvollem Lied,
Seit Stunden singt er Reim für Reim.
Ich seh sich Wolken aufs Hügelland legen,
Und wie die Sonne langsam versiegt.
Geduldig wart ich auf den Regen.

Seit Stunden prasselt das Wasser hernieder,
Nährt die Erde und flutet den Teich.
Wind singt weiter seine Lieder.
Auf dass die Wärme wiederkomme.
Ich seh mein Abbild gespiegelt und bleich.
Geduldig wart ich auf die Sonne.

Tage vergeh’n und ich warte und warte,
Regen, Hagel und Sonnenschein,
alles ertrag‘ ich ohne Klage.
Doch ich sehe immer nur mich,
und gestehe mir Tränen nah ein,
eigentlich wart ich auf dich.

Schatzgräber

Ein Stück zu einer ziemlichen alten Idee, das ich aber nie vollendet hatte. Bis heute 🙂


Perfekte Momente sind wie Edelsteine.
Bin oft auf der Suche und finde keine.
Momente mit dir, sind die, die ich meine.
Oft bist du bei ihr, und ich alleine.

Doch wenn wir uns sehen, dann sammle ich.
Die Steine, Momente, für dich und für mich.
Sie aufzubewahren, ganz innerlich,
um sie zu erinnern, für mich und für dich.

Ein Blick von dir. Saphir.
Ein Blick von mir, dann siehst du ihn. Rubin.
Immer, wenn du bei mir bist. Amethyst.
Deinen Namen in die Welt geschrie’n. Aquamarin.
Hier, mit dir, jetzt gerade. Jade.

Doch zwischen den edlen Steinen
bin ich auf der Suche nach Gold,
erkenne den Wert nicht der kleinen,
hab immer schon zuviel gewollt.
Denn manche der seltenen Steine,
so sehr ich auch stets danach such,
sind ihre und werden nie meine,
das ist das Gold, das ist mein Fluch.

Tanzen im Dreivierteltakt. Smaragd.
Wir gehen Hand in Hand. Diamant.
Und dass ich deine nicht loslass. Topas.
Jeder Kuss, wie beim ersten Mal. Opal.

Liebe, bis in den Tod. Peridot.

Erwachen

Hier abermals ein älterer, wiedergefundener Text. Aus einer dunkleren Zeit.

Erwachen

Ich wache auf und öffne meine Augen. Das Licht scheint mir entgegen. Doch es ist nicht hell. Wo ist die Wärme? Ein Schleier aus tristem Grau trübt meine Sicht. Mein Körper ist kalt, von innen. Kalt und leer. Mit einer mühseligen Bewegung ziehe ich die Decke beiseite und gebe mich dem Morgen preis. Er empfängt mich gnadenlos mit der Realität, aus der ich für wenige Stunden geflohen war. Fliehen, das ist alles was ich noch tun kann.

Es ist so ernüchternd, jeder Augenblick der Gegenwart verliert in derselben Sekunde seinen Sinn, in der er ihn bekommen hat. Oder, in der er vorgab, ihn bekommen zu haben. Ernüchternd.
Ich stehe auf und gehe zum Fenster. Die Beine so schwer, jeder Schritt eine Frage. Ich öffne es und lasse den frischen Wind herein, doch kein bisschen des Sauerstoffs erfüllt meine Lunge mit Atem. Wozu atmen?

Mein Blick quält sich durch den Raum. Ich will nicht, doch ich kann mich nicht wehren.
Das Foto an der Wand. Wieder schwere Schritte, wieder Fragen, überschattet von erschreckender Gewissheit. Mein Abbild geht am Spiegel vorbei, ich kann mich nicht ansehen, dieses matte Gesicht. Blass und leidend. Der Weg ist so kurz, doch was mich am Ende erwartet lässt mich zögern. Doch ich werde getrieben, von einem masochistischen Teil meiner Selbst, den ich nicht zu kontrollieren weiß.

Ich bleibe davor stehen. Das Foto. Als rissen stählerne Ketten mein Herz in die Tiefe lässt mich der Schmerz erzittern und ich greife mir an die Brust, wissend das es mir keine Linderung verschaffen würde. Ich verliere den Kampf und bittersüße Tränen laufen in kleinen Rinnsalen über mein Gesicht. Ich schmecke sie, als sie über meine Lippen perlen. Doch sie sind nicht bittersüß. Sie schmecken salzig, nur salzig.

Ich frage mich, wie lange ich in dieser Welt voller Illusionen noch überleben kann. Mein Körper gibt mir eine Antwort darauf, als mich ein abrupter Schwindelanfall überkommt und ich wankend nach vorne strauchele. Hilflos sucht meine zitternde Hand Halt an der Wand, meine zerschlissenen Fingernägel krallen sich in die Tapete. Ich schluchze und bin kurz davor, mich der übermannenden Ohnmacht hinzugeben. Ich schaffe es nicht länger. Aber ich muss doch. Muss ich?

Ich weiß es nicht. Ich weiß gar nichts mehr. Schon lange nicht mehr. Ich weiß nur, dass es weh tut, jede Sekunde meiner verrottenden Existenz.

In diesem Moment weiß ich, dass es sich jetzt entscheidet. Dass ich mich entscheiden muss. Für das Leben oder für den langsamen Tod in dieser kalten, dunklen Welt der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Habe ich die Kraft?

Noch immer mit beiden Händen stützend an die Wand gelehnt hebe ich langsam den Kopf. Das schwarze Haar verhängt eines meiner weinenden Augen. Mit dem anderen blicke ich angestrengt auf das Foto direkt vor mir. Ein Blick, der mir die letzte Kraft abverlangt, die ich in mir trage. Doch der schwerste Schritt liegt noch vor mir. Mein Atem wird flacher und kalter Schweiß benetzt meine Haut, es ist wie eine Krankheit. Eine Krankheit, von der nur ich selbst mich heilen kann.
Ich will wieder wegsehen und in Leid und Einsamkeit versinken, doch ich weiß, wenn ich jetzt nachgebe, bin ich verloren. Langsam und angespannt löse ich eine Hand von der Wand und hebe sie zaghaft nach oben. Mein Körper bebt vor Aufregung und will sich gleichzeitig einfach nur der Erschöpfung hingeben. Immer näher kommen meine zitternden Finger dem Bild, und mein Arm wird schwerer und schwerer, als zerrten ihn bleierne Ketten hinab. Doch ich will nicht aufgeben. Irgendwo in den Abgründen meiner Seele ist ein Funke der Entschlossenheit neu entflammt und die fremde Wärme schenkt mir Kraft. Endlich, meine Hand erreicht das staubige Papier und in einer letzten kraftraubenden Bewegung reiße ich das Bild von der Wand.

Wie paralysiert stehe ich da, als die Fetzen zu Boden fallen. Ich blicke an die leere Wand und muss mich abermals abstützen. Doch ist es kein weiterer Schwindelanfall, der mir das Gleichgewicht raubt. Es ist Erleichterung. Und ich kann es kaum glauben, als sich nur für eine kurze Sekunde ein Lächeln auf meine Lippen legt und diesem einen Augenblick damit einen unwiderruflichen Sinn verleiht.

Sie

Leise schleichend holt sie dich,
ungeahnt und doch gefürchtet,
Recht und Gnade kennt sie nicht,
wenn sie nach neuen Opfern dürstet.

Von hinten überfällt sie dich,
lässt vor Kälte dich erstarren,
quält deine Seele so wie mich,
fassungslos wirst du verharren.

Denn kaum zu glauben ist das Leid,
das sie zufügt dem Herzen rein,
du verlierst dein weißes Kleid,
und trägst fortan das Tuch der Pein.

Langsam fängt sie an zu speisen,
wenn sie dich erst einmal hat,
lässt sich Zeit beim Mahl, dem leisen,
es scheint sie würde nimmer satt.

Es quält, es schmerzt, brennt auf der Seele,
willst weinen und um Hilfe schrei‘n,
doch wie geschnürt ist deine Kehle,
sie will sich deine Stimme leih‘n.

Kälter wird es, stumpf der Schmerz,
du hast dich langsam abgefunden,
stets keiner hört dein flehend‘ Herz,
keiner würde Leid bekunden.

Denn sie ist schlau, wenn sie es tut,
vergiftet dich, verhext dein Geiste,
und weiter fließt sie durch dein Blut,
jedoch ist davon Gift das meiste.

Es dauert lange da sie isst,
verzehrt die Hoffnung und das Licht,
alles geplant, so ihre List,
ein Zurück, das gibt es nicht.

Dann irgendwann bist du erloschen,
von der Kälte ganz benommen,
hast es nun verlernt zu hoffen,
sie hat fast alles mitgenommen.

Was bleibt ist eine Hülle starr,
voll Schmerz und Leid und Einsamkeit,
dort, wo einst ihr Festmahl war,
das stille Mahl der Dunkelheit.

Marie

Wo ist die Hoffnung, Marie?
Wo ist dein Herz, das den Verstand belügt?
Sag, wo ist die Hoffnung, liebste Marie?
Komm doch bitte, oh bitte, zu mir zurück.

Und wo ist die Zeit, die wir einmal hatten?
Wo der Mut und die Waghalsigkeit?
Versteckt doch zusammen in Gassen und Schatten,
sag Marie, ist dir der Weg nun zu weit?

Der Weg, den es irgendwo immer gab.
Ich habe gedacht, wir gingen zu zweit,
doch ich steh hier allein im verlassenen Park,
kennst du ihn noch, diesen Ort der Vertrautheit?

Marie, es ist nun schon die dritte Nacht,
in der ich hoffte und bangte und du doch nicht kamst.
Ich habe seit Tagen nicht mehr gelacht,
sag, warum du mein Leben mir nahmst.

Ich lasse ihn hier, diesen leidvollen Brief,
und mit ihm die Hoffnung dich wieder zuseh‘n,
es war die letzte Hoffnung, die mir noch blieb,
und ohne Hoffnung, Marie, muss ich geh‘n.

Gedanken am Strand

Ich lieg hier am Strand und denke an dich.
Denke an dich wie du an mich denkst
und wünschte das Denken wär‘ mehr als ein Wunsch,
den ich mir wünsche, hier liegend am Strand.

Der Wind weht den Sand und weckt mich vom Träumen.
Spielt mit dem Meer ein klangvolles Lied.
Ich stimme mit ein in Gedanken verloren
und weiß ich werd träumen von dir und von mir.

Wärme umschließt mich und trägt mich davon,
behutsam und sanft mit den Händen der Engel.
Über das Meer und über die Berge
und über die Grenzen der Wirklichkeit.

Ins Land meiner Träume, wo du auf mich wartest,
einsam sitzend am schneeweißen Strand,
und an mich denkst wie ich an dich denke,
doch du weißt, dass du träumst und so schwebst du davon.

Von Wärme getragen und auf Engelshänden
gleitest du träumend und wünschend dahin.
Über das Meer und über die Berge
und über die Grenzen der Wirklichkeit.

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